Nicht immer ist eine Schulung die richtige Lösung

Für mich ist Lernen und damit auch Bildung ein wichtiger Bestandteil meines Lebens. Ohne Weiterbildung könnte ich mir das Ganze nicht vorstellen. Doch nicht immer ist eine Schulung, ein Kurs oder ein Seminar die richtige Lösung für dein Problem. 

 

"Schick den mal zur Schulung!"

Ein Satz, bei dem ich häufig zusammengezuckt bin. 

Tatsächlich ist mir dieser (oder ähnliche Sätze) schon häufig begegnet, nämlich immer dann, wenn Führungskräfte, Geschäftsführer:innen oder auch manchmal Personaler:innen andere Menschen verändern wollten. Und da beginnt aus meiner Sicht schon der erste Denkfehler. Jemand meint, dass jemand anderes sich verändern müsste. Aber haben wir nicht gelernt, dass wir andere gar nicht ändern können? Ich glaube daran, dass sich nur jede:r selbst ändern kann, wenn er:sie dass auch selbst möchte. 

 

Lernen ist Veränderung

Leider sitzen in meinen Kursen manchmal Menschen, die gar nicht wissen, warum sie eigentlich da sind. Laut Personaler:in - meistens sind das ja meine direkten Ansprechpartner:innen bei der Vorbereitung - wurde mit den Menschen vorher gesprochen. Nur, ist die Botschaft nicht angekommen. Dann frage ich mich, woran das liegen könnte. Mal abgesehen davon, dass ich glaube, das solche Gespräche nicht ausführlich genug oder zu oberflächlich ablaufen, scheint der Wunsch zur Veränderung nicht intrinsisch motiviert. Es wird häufig von außen ein wenig nachgeholfen. "Ich denke, eine Schulung zum Thema xy könnte dir dabei helfen." oder "Alle unsere Führungskräfte machen diese Schulung." 

Und dann sitzt jemand in einer Schulung oder einem Seminar und weiß nicht recht, was er:sie da soll. 

Wenn diese Menschen dann offen und neugierig sind, dann nehmen sie sicher dennoch etwas für sich mit. Sie erfahren Neues, von dem sie auch für sich etwas abgewinnen können und in ihrer Praxis ausprobieren möchten. Das ist ein Lernerfolg, ganz klar. Aber es ist sicher weniger das, was die 'Schickenden' erwartet hatten.

Die Erwartungshaltung ging ja eher in Richtung (Verhaltens-) Veränderung. Jemand macht seinen:ihren Job nicht so, wie erwartet, und soll das dann mit Hilfe einer Schulung ändern.   

 

Wie erreiche ich nun Veränderung (bei jemandem)?

Folgend der Theorie, dass ich mich nur selbst ändern kann, ist es dennoch möglich, die Veränderung von außen anzustoßen? 

 

Ein Beispiel: Sandras Mitarbeiter Maik hat vor wenigen Monaten ein kleines Team übernommen, er war vorher selbst Mitglied dieses Teams, kennt alle Teammitglieder privat, und ist beliebt im Team. Sandra findet aber, dass er zu wenig fördert und fordert, sondern mehr organisiert und kontrolliert. Sie möchte, dass er das Team mehr entwickelt und Einzelne ihre Arbeit noch effektiver erledigen. Da Maik bisher nie an einer Führungskräfteschulung teilgenommen hat ist schnell klar: da muss er hin. Dann wird er schon lernen, wie das geht. Also bespricht Sandra ihre Idee mit Maik, und meldet ihn zur Schulung an. 

 

Was häufig genauso stattfindet, sind kurze knappe Gespräche, meistens dauern sie nicht länger als 30 Minuten und alles scheint gesagt. 

Maik weiß jedoch nur, dass er scheinbar nicht gut genug ist, eine Schulung braucht und sich verbessern soll. Klare Ziele fehlen. Sein Wunsch war das auch nicht. Er wird geschickt. Ein bisschen überredet. 

 

Was fehlt, sind intensive Entwicklungsgespräche.

Fragen wie: 

 

Wie erlebst du dich selbst in deiner Führungsrolle?

Was gelingt dir gut?

Was fällt dir an deinen Mitarbeitenden auf? Gibt es welche, die mehr Leistung zeigen könnten? Wie kannst du das fördern? Welche Schritte hast du dazu schon unternommen? Was könntest du noch tun? Was brauchst du dafür?

Was fehlt dir in deiner Arbeit? Was brauchst du?

u.v.m.

 

Diese Gespräche sind nicht nach einem Termin vorbei. Reflexion bracht Zeit, Gedanken müssen sich entwickeln. Maik kann lernen, sich selbst zu beobachten und zu hinterfragen. Die gleichen Fragen können tiefgründigere Antworten hervorbringen, wenn man sie innerhalb von Wochen wiederholt. Maik erkennt vielleicht von selbst, dass er etwas ändern könnte. Er merkt, dass er sich entwickeln könnte und welche Vorteile das mit sich bringt.. Er erkennt vielleicht, welche Fragen er nicht beantworten kann, weil ihm Wissen dafür fehlt. 

 

Fördern und Fordern ist Führungsarbeit.

Für jede Führungskraft. Auch für Sandra. 

 

Seine Mitarbeiter:innen einfach auf eine Schulung zu schicken, ist wie outsourcen. Jemand von außen wird das Problem schon beheben.  

 

 

 

 

vgl. Kurt Lewin: Phasen der Veränderung.

 

Ergänzend auch die 8 Stufen nach J.P. Kotter


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